8.7.2025

Es war
kurz vor dem Monatsende.
Frauchen
hatte gerade das Geld für den nächsten Monat von der Sparkasse geholt und
kam vom Wohngeld-Amt,
das
Herrchens und Frauchens Rente ein bisschen aufbessert.
Ein
kleiner weißer Hund ging mit seinem Frauchen spazieren, trottete ganz ruhig
neben dem Rollator her.
Alt
und krank wirkte die Frau, müde und geduldig der kleine Hund.
Frauchen
hat die Frau angesprochen und durfte dem Hündchen ihre Hand zum Schnuppern
hinhalten.
Dann
hat sie der freundlichen Frau erzählt, dass bei uns jetzt ein ähnlicher
kleiner Hund wohnt.
Der
vierbeinige Begleiter war 5 Jahre alt und von Geburt an taub.
„Er
wurde zur Zucht missbraucht“, hat die Frau erzählt (ein tauber Hund, zur
Zucht?!), „hätte ich ihn nicht genommen, wäre er …“
Sie
sprach nicht weiter. Vielleicht hat sie sagen wollen: „getötet worden“.
Hundehändler
haben manchmal solche Drohungen auf Lager, wenn sie ihre Hunde loswerden
wollen
(kein
Tierarzt darf einen gesunden Hund einschläfern).
Hier
war das aber eine private Sache gewesen, offenbar ein unseriöser Züchter
mit vielen Hunden.
Vor ein
paar Monaten war die alte Hündin dieser Frau gestorben.
Das
Einäschern war teuer gewesen, kaum zu bezahlen, aber: „Das hat sie sich
verdient.“
Altersarmut ist ein großes Thema.
Es
fehlt nicht nur am Nötigsten, sondern man findet sich auch mit fehlenden
Zähnen ab, trägt 25 Jahre alte Jacken,
schneidet
sich die Haare selbst, weil der Frisör teuer ist, hat kein Smartphone, geht
nicht in ein Restaurant,
nimmt
Einladungen nicht an und geht nicht einmal zu Beerdigungen, weil
angemessene Kleidung in der aktuellen Größe fehlt …
Arme
Menschen werden abgehängt.
Mit 800 Euro im Monat, wovon 600
für Miete draufgehen, muss diese Frau gewaltig sparen.
„Ich hab jetzt noch einen Euro in
der Tasche“, sagte sie traurig.
„Lieber will ich hungern,
als dass meinem Hund was fehlt.
Ich hab noch ein bisschen Brot und
ein paar Zwiebeln.“
Davon wollte sie essen, bis in ein
paar Tagen wieder Geld auf dem Konto sein würde.
Liebe Menschen geben für ihre Hunde
ihr letztes Hemd …
„Das darf doch nicht sein!“, meinte
Frauchen.
Sie riet der Frau, noch einmal zum
Sozialamt zu gehen.
200 Euro zum Leben sind viel zu
wenig – und damit auch noch einen Hund versorgen?!
Da muss doch was zu machen sein!
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Für Hunde sind Zwiebeln ungesund.
Sie verdünnen das Blut.
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Es
gibt Grundsicherung im Alter. Es gibt Wohngeld. Versicherungen werden vom Sozialamt bezahlt.
Wer Sozialhilfe
beantragt, darf 10.000 Euro „Schonvermögen“ behalten, zum Beispiel aus
einer Lebensversicherung.
Frauchen
hat mal von einem Mann gehört, dem hatte das Sozialamt sogar eine neue
Haustür bezahlt,
auch
Heizkosten, einen neuen Kühlschrank, Kleidung, einen Zuschuss für spezielle
Lebensmittel wegen einer Krankheit.
Wer
krank ist und kaum noch allein zurechtkommt, kann einen Pflegegrad
beantragen und zusätzliches Geld bekommen.
Das
geht doch nicht, dass für eine alte Frau so wenig übrig ist!
Für
die Hundesteuer reicht ihr Einkommen natürlich auch nicht: „Er ist nicht
angemeldet“, sagte sie leise.
Gern
hätte diese Frau wenigstens eine Hundekrankenversicherung abgeschlossen.
Die wäre viel zu teuer.
„Armutsfalle Haustier“ lautete
die Überschrift von einem Artikel in einer Zeitschrift.
„Haltung immer teurer“, stand da
und: „Werden Hund und Katze bald zum Luxus?“
Manch ein Haustier-Besitzer kann
sich die Tierarztkosten nicht mehr leisten.
Auch alles andere, was ein Hund
braucht und was Menschen brauchen, ist immer teurer geworden.
Einige Zweibeiner, deren Hund
gestorben ist, hätten gern einen neuen Kameraden, gerade im Rentenalter,
aber das Risiko …
Obendrein hat man den Eindruck,
dass Hunde immer kränker werden, vor allem Rassehunde.
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Die
Frau hat dann ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Sie war neu in unserer
Stadt.
Ihre
frühere Wohnung, weit weg von hier, war günstiger gewesen, da hatte sie
nicht so sehr sparen müssen.
Ein
Leben lang hatte sie gearbeitet, auch schwere Feldarbeit hatte sie gemacht,
ohne Rentenversicherung.
Es
gibt hier eine Tafel, wo arme Menschen
günstig Lebensmittel bekommen können.
Da
will sie nun hingehen und die Reste essen, die andere Leute nicht mehr
essen wollen.
Das
ist nicht viel anders als bei einem armen Hund, der sich auf der Straße was
zu futtern suchen muss: Reste aus dem Müll.
„Da
verliert man seine Würde“, sagt Frauchen.
Manch eine arme Person schämt sich, solch ein Angebot anzunehmen.
Hundefutter gibt es bei der Tafel nicht, dafür müsste
die Frau in einen anderen Ort fahren.
Das
kann sie nicht. Weil sie schlecht zu Fuß ist und die Busfahrkarte ja auch
Geld kostet.
In
Frauchens Jackentasche hat sich das Bündel Geld für den nächsten Monat
immer schwerer angefühlt.
„Wie
bin ich doch reich!“, hat sie gedacht, trotz knapper Rente.
Auch
dass Herrchen und Frauchen im eigenen Haus keine Miete zahlen müssen und
dass wir einen Garten haben, macht uns reich.
Frauchen
hat der Frau einen Schein gegeben, um die größte Not am Monatsende zu
lindern.
Die
Frau hätte fast geweint.
Und
hat sich fürs Zuhören bedankt und dafür, dass es noch Menschen gibt,
die einfach eine Weile stehen bleiben, ohne zu fragen: „Was
bringt mir das ein?“ (Bachblüte 8/Chicory)
Eigentlich
hätte mein Frauchen sich bedanken müssen.
Solche
Menschen sind Lehrer, die einem die Augen
öffnen, wie gut es einem geht.
Jeder
kann die Welt ein bisschen heller und freundlicher machen.
Auch der
kleine Hund an der Seite dieser Frau tut das. Und auch er fragt nicht, ob
es ihm was einbringt.

Benjie,
der zum Glück immer genug gutes
Futter im Napf hat

Toby
ist jetzt ausgewachsen.
Seit
die Hundewaage vor einem Monat 7,4 kg angezeigt hat, hält er sein Gewicht.
Er
bekommt jetzt Futter für erwachsene Hunde.
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