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Beardie-Wissen auf den Punkt gebracht |
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www.beardedcollie.de widerspenstig: wenn der Hund
sich nicht bürsten lassen will |
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Interessengemeinschaft COMING HOME zum
Erhalt des echten Bearded Collies |
Eher die Ausnahme
als die Regel ist ein
langhaariger Hund, der sich stundenlang willig bürsten lässt, oder gar bei der
Körperpflege einschläft. Ein Beardie, dessen
Wünsche verstanden und berücksichtigt werden, hilft beim Bürsten sogar mit, indem er z. B. die
Beine anhebt, wenn man an den Bauch muss. Macht man die
Sache gut, mit Ruhe und Einfühlungsvermögen, freut sich ein
Beardie auf die Zuwendung und die Massage mit der Bürste – standardgerechtes
Fell (harsch und nicht üppig) vorausgesetzt. Ein
verständnisvoller Besitzer macht auch eine Pause, wenn es dem Hund
zu viel wird (etwa alle halbe Stunde). Respekt und
Vertrauen auf Gegenseitigkeit sind Voraussetzung.
Schon der Welpe muss
„Tischmanieren“ lernen: Die Bürste ist tabu, reinbeißen
darf er nicht. Meistens hat er
einen guten Grund dafür:
Ein größerer Tisch wäre besser.
Grund: die falsche Bürste Drahtbürsten
können heftiges Ziepen verursachen. Sie werden für üppig behaarte Beardies
gern von Züchtern empfohlen, „weil man sonst einfach nicht durchkommt“. Das
ist eine Ausrede für Bequemlichkeit, die auf Kosten des Hundes geht:
Schmerzen. Eine Mason-Pearson-Bürste ist wesentlich besser, entfernt leichte Verfilzungen mühelos – und
zu schlimmeren Verfilzungen soll man es eh nie kommen lassen. Mehr dazu auf
der Seite Bürsten unter „Das
wichtigste Handwerkzeug“. Grund: zu wenig Feingefühl Oft wird am Fell
herumgerissen. Die Pflegepersonen können sich nicht in den Hund
hineinversetzen, können nicht am eigenen Leib nachfühlen, wie weh das Zerren
am Haar tut, sei es mit einer Drahtbürste, einem Kamm oder gar mit einem
Entfilzungskamm. Man stelle sich vor, den eigenen Schopf nur mal drei Tage
nicht gekämmt zu haben: Wie das ziept! Wenn man solchen
Besitzern z. B. zeigt, dass man eine verfilzte Haarsträhne nahe der Haut
festhalten muss, solange man die verknoteten Haare vorsichtig
auseinander kämmt, sagen sie erstaunt: „Ach so!“ Sie sind auf diese einfache,
logische Idee nicht selbst gekommen. Ein wichtiger
Hinweis ist auch: Größere Filzknoten werden nur mit der vorderen Zinke des
Stahlkamms angegangen. Schon bei zwei, drei Zinken kann es zu schmerzhaft
werden. |
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Grund: Aggressivität oder Angstbeißen Zum Glück ist
Aggressivität bei Beardies immer noch sehr selten, aber die genetische Disposition
zu aggressivem Verhalten kommt mittlerweile leider auch in dieser einst so
sanften Rasse vor. Wenn ein Beardie schnappt, ist das meist kein
wirklicher Angriff, eher eine Abwehrreaktion bei Schmerzen – wie wenn ein
Mensch nach einer Mücke schlägt, die gerade sticht. Ein Schnappen aus
heiterem Himmel wird blitzschnell durch Schreck ausgelöst. Der Hund denkt
nicht nach, er reagiert einfach. Meist ist der Beardie selbst erschrocken
über seinen „Angriff“ und guckt gleich zur Seite, wenn er die Hand der
Pflegeperson erwischt hat; denn beißen wollte er nicht. Einen Schreck darf
man nicht bestrafen, der Hund würde daraus nichts lernen. Knurrt ein Beardie auf dem Pflegetisch, ist es ihm zu eng – sei es auf
einem winzigen Tisch, bei dem jede Bewegung einen Sturz vom Tisch zur Folge
haben kann, oder „eingesperrt“ in einer Situation, aus der er sich nicht
befreien darf. Vielleicht hat er auch Angst vor Schmerzen. Jedenfalls: Er
kann nicht weg, obwohl er gern möchte. So geht das Vertrauen zur Pflegeperson
verloren. Der Hund kann dadurch aggressiv werden – wie in der Enge eines
Zwingers oder wie wenn er an einer Kette gehalten würde. |
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Die geeignete
Maßnahme ist nicht Strafe, sondern dem Hund
zu zeigen, dass man ihn verstanden hat:
Nicht verwechseln:
Knurren und Murren.
Knurren ist eine Drohung.
Murren (brummen) ist nur ein
Zeichen für: „Das gefällt mir nicht.“ Grund: Schmerzen Möglicherweise hat
der Hund beim Bürsten Schmerzen, z. B. bei Arthrose, HD, OCD, bei Ekzemen
unter verfilztem Fell, einer Entzündung im Ohr oder bei einer
Pfotenverletzung (die Pfoten und die Gegend um die Daumenkralle sind ohnehin
empfindlich). Vom Tierarzt abklären lassen! Empfindlich sind Hunde generell an den
Vorderbeinen. Wenn sie reflexartig wegzucken, besteht meist kein Grund zur
Besorgnis. Dasselbe gilt für Schnauze, Ohren, Bauch und die Region unterm
Schwanz. Alte Beardies
können sehr schmerzempfindlich sein – auch schon, wenn sie lange liegen
müssen oder wenn das Entfilzen nur ein wenig ziept. Bei allem Mitgefühl, das wir für
stundenlang gebürstete Hunde haben, denken wir auch daran: Beardies können
hervorragende Schauspieler sein. Nicht immer leidet
ein Beardie wirklich so sehr, wie er uns weismachen will – auch nicht, wenn
er schreit, sobald man sich mit „der bösen Bürste“ nähert. Manch einer hat
nur gelernt, sich leidend zu verhalten, um dem Bürsten zu entgehen.
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Ein Beardie wünscht sich eher
Abenteuer in der Natur als lange Bürstestunden.
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„Bleib!“ mit festgehaltenen
Beinchen: Konsequenz beginnt beim ganz
jungen Welpen. Schon ein junger
Hund muss wissen, wer das Sagen hat: Er nicht! Oft
setzt sich der Besitzer dem Hund gegenüber schlicht nicht konsequent genug
durch. Ist Frauchen beim Bürsten allzu nachsichtig, kann sie sich nicht
durchsetzen, macht der Hund, was er will. Hat er es einmal geschafft, sich
der Prozedur zu entziehen, wird er es immer wieder versuchen. Hier geht es um
mangelnden Respekt des
Hundes gegenüber seinem Menschen. Er hat es einfach nie gelernt. Es gilt also, sich
allgemein – auch im Alltag – Respekt zu verschaffen: „Nein!“, „Bleib!“,
„Sitz!“ usw. müssen zu 100 % ausgeführt werden. Man kann dem Hund auch das
Benutzen von Möbeln verbieten, immer vor ihm durch Türen und Engstellen
gehen, und essen, bevor er sein Futter bekommt – nicht aus Gründen der
„Rangordnung“ (die es lt. einigen Experten gar nicht gibt), sondern einfach,
weil der Mensch es so will und der Hund sich zu fügen hat. So wie Kinder wohlmeinenden
Eltern Respekt erweisen müssen, wenn sie ohne größere Probleme durchs Leben
kommen wollen. Wie bei einem Welpen sollte man nun täglich ein paar Minuten
lang Gehorsamsübungen wie „Sitz!“, „Platz!“, „Komm!“ durchführen. Dies muss
sehr konsequent gemacht werden, von allen Familienmitgliedern. Anweisungen leise
geben. Sichtzeichen
einsetzen (wenn der Hund sie kennt), dabei nicht sprechen. Hat der Hund
verstanden, dass der Mensch ihn leitet, kann man die Disziplin wieder etwas
lockern, ihm z. B. den Platz auf dem Sofa erlauben – vorausgesetzt, dass er
hinunterspringt, sobald man es wünscht.
Wird man beim
Bürsten körperlich nicht Herr über den zappelnden Hund, muss ein Helfer
hinzugezogen werden, der den protestierenden Beardie beim Bürsten festhält.
Der Hund soll merken, dass ihm sein Widerstand nichts nützt. Auch hier gilt:
Gewalt und Zwang sind nicht die Lösung, aber dem Hund muss die Grenze
aufgezeigt werden. Es geht um „du oder ich“, der Hund darf daraus nicht als
Sieger hervorgehen. Wir werden dabei nicht böse oder laut, sondern zeigen dem
Hund mit wortloser Überlegenheit, welche Mittel wir seinem Trotz entgegenzusetzen
haben:
Den Kopf des Hundes unten halten. Solange der Kopf liegt, kann der Hund nicht aufstehen. Durchhalten, bis der Hund sich fügt. Das Loslassen wird zur
Belohnung. Wenn der Hund das verstanden hat, reicht ein sanftes Niederdrücken an
der Schulter, nachdem der Hund versucht hat, sich vorn zu erheben. Druck vermeiden! Immer an das Wort SANFT denken!
„Kälbergriff“ Während der Hund auf der Seite liegt, die unten liegenden Beine mit beiden Händen fassen, in der Mitte zusammenhalten und auf den Tisch drücken (nicht zu
fest!), bis er sich beruhigt. Vorsichtig loslassen, aber sofort wieder zufassen, wenn der Hund aufstehen will.
Falls der Hund um sich beißt: ihm in aller Ruhe (!!!) und wortlos einen Softmaulkorb anziehen, ersatzweise aus einem elastischen Verband oder einer Krawatte eine Maulschlinge machen: Schlinge um die Schnauze legen
(Knoten unterm Kinn), die langen Enden unter den Ohren
zum Hals führen und verknoten. Die Schlinge soll so fest sitzen, dass der Hund die Schnauze nicht
öffnen kann. Mit Maulkorb und/oder Maulschlinge in einer entpannten Situation
üben. Jeder Hund muss sich das im Notfall gefallen lassen. Schon nach kurzer Zeit entfernen wir diese Dinge wieder und geben dem Hund eine neue Chance, sich wie erwünscht zu verhalten. |
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Hier geht es nur darum,
dem Hund zu zeigen, dass er sich dem Wunsch (nicht dem Zwang!) der
Pflegeperson zu fügen hat und dass der Mensch Maßnahmen kennt, um ggf. auch
Hundebisse zu verhindern. Der Hund soll also die Wahl haben: brav sein oder
Maulkorb. Er soll gehorchen wollen, nicht müssen. Einem
durchsetzungskräftigen, konsequenten und dennoch ruhigen, souveränen,
geduldigen zweibeinigen Chef fügen sich fast alle Beardies nach kurzer Zeit
respektvoll. Ehe man zu solchen
Mitteln greift, empfehlen wir auf jeden Fall zunächst die Beruhigungsmaßnahmen. Wenn ein Hund mit
dem Pflegetisch nur noch Abwehr und Angst verbindet, muss man ganz von
vorn anfangen:
Vorab ein paar Tage lang üben,
dass der Hund sich irgendwo in der Wohnung auf Anweisung auf eine neue Decke
legt. Dafür wird ein anderes Hörzeichen
eingeführt, also nicht das übliche „Platz“, „Decke“, „Körbchen“ und dergleichen.
Alternativen wären: „Leg dich“ oder ein ganz Ausgefallenes Codewort, etwa:
„Schmetterling“. Tüchtig belohnen! Statt der üblichen Leckerlis darf
es nun mal ein getrockneter Hühnerhals oder ein Stück Geflügel-Fleischwurst
sein. Könner clickern
ihren Hund auf die Decke, so dass der Hund sich über das Erreichte freuen
kann.
Die neue Decke auf den Tisch
legen. Das signalisiert dem Hund: „Wir fangen ganz neu an“ und
verspricht ihm eine Belohnung.
Dann den Hund auf den Tisch
stellen, das Codewort für die Decke sagen. Der Hund braucht nichts weiter zu
tun, er darf sich aber setzen oder
hinlegen, wenn er das möchte. Leckerchen geben und erst mal nur streicheln – gern
auch mit TellingtonTouch. Ab und zu ein Leckerchen geben, wie
bei einem Welpen. Der Hund soll lernen: Der
Pflegetisch ist etwas Gutes. Dies reicht für den 1. Tag.
Am 2. Tag das Gleiche, dann schon mal empfindlichere
Stellen ganz leicht mit der Hand berühren (Schnauze, Bauch, Pfoten), viele ruhige Worte sagen. Bürste und Kamm bleiben noch außer
Sicht.
Am 3. Tag soll der Hund sich
bei dieser sanften Behandlung setzen,
am 4. Tag hinlegen
(„Platz“-Lage auf dem Bauch), verbunden mit dem neu gelernten Hörzeichen.
Am nächsten Tag kann man den
Hund vielleicht schon mit dem neuen Codewort auf den Tisch schicken und ihn auf
die Seite legen. Er soll nun in Seitenlage liegen
bleiben, während man ihn berührt.
Das macht man, bis der Hund
Vertrauen hat. Immer wieder mal ein Leckerli
zwischendurch. Man kann auch mehrfach täglich
üben, jeweils für wenige Minuten. Machen Sie ein fröhliches Spiel
daraus: „Hey, wollen wir mal wieder Bürsten üben? Komm, ich hab was
Feines für dich!“ + zum Tisch rennen + geübtes Codewort
sagen. Möglich, dass der Hund „den Braten
riecht“ und sich weigert. Dann das gute Leckerli nicht dem Hund vor die Nase
halten, um ihn zum Tisch zu locken (in seinen Augen: in eine Falle!), sondern
es in der geschlossenen Hand halten. Der Hund merkt, dass er aktiv werden
muss.
Dann die Bürste auf den Tisch
legen, aber noch nicht benutzen.
Nächster Schritt: mit der
Rückseite der Bürste übers Fell fahren – da ziept gar nichts. Der Hund lernt: Die Bürste ist
etwas Gutes, verspricht ein Leckerli.
Dann mit der Borstenseite ganz
leicht übers Fell fahren, ohne wirklich zu bürsten. Leckerlis parat haben.
Am nächsten Tag ganz leicht
über die empfindlicheren Körperstellen bürsten. Inzwischen sollte der Hund
Vertrauen haben und dies tolerieren.
Nun ja nicht zu schnell zum
richtigen Bürsten übergehen, eher nur mal eine kleine Fläche am
Rücken bürsten. Am nächsten Tag dort weitermachen. Wenn man es
richtig macht, wird der Hund die Pflegestunden bald genießen. Sie regen seinen
Kreislauf an und sind im Idealfall so schön für den Hund wie eine Dusche für
den Menschen – allerdings nicht stundenlang (ein Mensch würde ja auch nicht
stundenlang duschen wollen). Dauert es länger als
eine halbe Stunde, macht man am nächsten Tag weiter oder legt zumindest eine
längere Pause ein, am besten mit einem Belohnungsspiel.
achtet man darauf,
dass man einen Hund mit einem pflegeleichten Fell bekommt. Leider gibt es nur
noch ganz wenige Beardies, deren Fell nur
einmal wöchentlich für eine Stunde gebürstet werden muss, statt alle 2 Tage
für 2 Stunden oder mehr. Man hilft der
Rasse, wenn man überzüchtete Bearded Collies nicht kauft und sich ggf.
einer anderen Hunderasse zuwendet. In all der
gesparten Pflegezeit kann man viel, viel Schöneres mit seinem Hund
unternehmen. |
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Junghund bürsten |
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