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„Wir würden ja gerne zum alten Typ
zurückkehren, aber ...“ jahrzehntelang eine Ausrede der Züchter |
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Allgemeine Infos zum Bearded Collie: Auf der Seite der Bearded Collies |
Natürlich scheren wir
nicht alle Züchter über einen Kamm. Wir wissen, dass einige Züchter uns
im Grunde ihres Herzens seit Jahren zustimmen. Sie finden die
Entwicklung der Rasse unerträglich. Innerlich verweigern
sie den Mächtigen längst den Gehorsam. Sie würden gern den
Beardie wieder so züchten wie früher. Das verdient
Anerkennung – aber das Wollen allein genügt nicht. Gehandelt wurde
bisher kaum. So mancher Züchter
wollte das Spiel der Modezüchter, der
Ausstellungsrichter und des Clubs nicht mehr mitspielen; doch er traute sich
nicht, der Obrigkeit öffentlich die Stirn zu bieten. Rebellion hätte ihn
die Clubmitgliedschaft kosten können – und damit die
begehrten VDH-Papiere für die Welpen. Und im
Wohnzimmerschrank würden weniger Pokale stehen, denn aufbegehrende
Züchter werden bei Ausstellungen ausgegrenzt, wie unsere Erfahrung
gezeigt hat. Ausdruck von
Unzufriedenheit mit dem Club für Britische Hütehunde war im Jahr 2006 die
Gründung eines zweiten Beardie-Clubs, des BCCD. Sehr schnell fanden
sich dort allerdings ebenso Modezüchter ein, die sich offenbar
nicht das Zepter aus der Hand nehmen lassen wollten. Niemand von uns
hat je erwartet, dass spontan viele
Züchter eine Meuterei anzetteln. Schließlich haben sie alle die überzüchteten
Beardies zu Hause. Was wäre ihnen an „Zuchtmaterial“ geblieben?! Niemand hat je
erwartet, dass all diese Zuchthunde abgeschafft und ersetzt werden. Das wäre
das Letzte, wenn man seine Tiere liebt. Mit dem Generationswechsel jedoch –
also innerhalb von 8 Jahren – wäre eine andere Zuchtrichtung möglich gewesen.
Dieser Umbruch hätte schon seit 1970 möglich sein können, als die Auswahl an
guten Zuchttieren noch groß war und erste Stimmen gegen die Überzüchtung laut
wurden. Diese Stimmen wurden viele Jahrzehnte lang ignoriert. Wo blieb der
Enthusiasmus? Mit Jammern bewegt
man nichts. Wer eine Hunderasse wirklich liebt, muss handeln, um den Hunden zu helfen. |
Durch ein Unterlassen kann
man genauso schuldig werden wie
durch Handeln. Konrad Adenauer ___________________________________ bequemer Rückzug |
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Dr. Lynne Sharpe/„Brambledale“ ging mit gutem
Beispiel voran, indem sie außerhalb des Kennel Clubs mit einer Zucht begann,
die Arbeitsbeardies integriert – wesensfest und mit umfangreichen
Gesundheitstests. Nur wenige Züchter haben das Potenzial dieser Hunde bisher
erkannt. Dass bei „Brambledale“ das Merle-Gen toleriert wird, ist leider ein
Schwachpunkt; man kann ihn jedoch mit Gentests bei den Hunden, die in die
Zucht sollen, in den Griff bekommen. Jeder Aufbruch ist
unbequem. Mancher schleppt lieber jahrelang seine Unzufriedenheit mit sich
herum, als aktiv zu werden – und irgendwann ist es „auf einmal“ zu spät für
einen Neustart ... „Irgendwann“ ist jetzt.
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Den Anfang machen Die Züchter haben
viel zu lange geduldig zugesehen, wie die Rasse mehr und mehr verdorben wurde.
Bequemer Rückzug, statt gegen den Strom zu schwimmen. „Lass die anderen man
den Kopf hinhalten. Wenn genügend Stimmen da sind, schließen wir uns an –
eines Tages.“ Die Sache hat einen Haken:
Einer muss anfangen, die Stimme zu erheben. Jemand
muss damit anfangen, sein Votum einzulegen!
Jemand muss bereit sein, lieber
bei der herrschenden Obrigkeit in Ungnade zu fallen, als
durch Pokale eine zweifelhafte Ehre zu erlangen.
Die Zeit für einen Umbruch wurde immer knapper. Es
gibt nahezu keine Zuchtlinie mehr ohne Modehund-Gene. Man darf nicht nur
innerlich zu seinen Idealen stehen, sondern muss sich
auch nach außen hin dazu bekennen. Nur wenige engagierte
Züchter sagten sich: „Jetzt erst recht!“ Sie zeigten ihre Beardies vom alten
Typ unverdrossen auf den Ausstellungen, damit die Besucher sie sehen konnten. Bravo! DANKE – im Namen der
Beardies. Diese Züchter wurden
oft am Ausstellungsring von Besuchern angesprochen. Sie erhielten ihren Lohn dadurch,
dass man ihnen ehrliche Bewunderung entgegenbrachte – und beim Welpenkauf auf
diese Zuchtstätten zurückkam. Den anderen Züchtern
hätte mehr Engagement gut zu Gesicht gestanden, wesensfestere (nicht
ängstliche) und gesündere Beardies zu züchten. Die wenigsten Beardies sind heute noch wesensfest genug, bei einem einfahrenden Zug nicht in Panik zu geraten. |
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„Wir müssen ja ...“ Züchter behaupten,
sie seien gezwungen, den Beardie so in den Ausstellungsring zu stellen, wie die Richter ihn
sehen wollen; denn sonst wären sie bald Außenseiter ohne Pokale. Das stimmt, aber: Wofür züchtet ein
verantwortungsbewusster Züchter? Für die
Ausstellungsrichter? Für Ruhm und Ehre,
für Ansehen unter Kollegen? Für Pokale, die er
den Welpenkäufern vorführen will? Oder zum Wohl der
Hunde und für die Akzeptanz
durch die Welpenkäufer? Niemand „muss“! Schuld sind nicht
„die anderen“. Die Züchter haben
fast 50 Jahre Zeit gehabt, wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Wer sind die Richter? Selbst oft
Beardie-Züchter. Da beisst sich der
Hund in den Schwanz … Da schieben sich die
Züchter gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Die Richter sagen
offiziell – und ziemlich dreist: „Wenn kein standardgerechter, korrekt
mittellang behaarter Beardie da ist, dann gewinnt eben einer mit langem,
seidigem, üppigem Fell. Nicht weil er solch ein Fell hat, sondern obwohl er
solch ein Fell hat. Wenn nichts sehr Gutes da ist, steht eben nur etwas Gutes
auf Platz 1.“ (Anmerkung: mit dem
Prädikat „Vorzüglich“, nicht mit „Gut“!) Diese Ausrede ist
allzu fadenscheinig, denn nur zu oft züchtet solch ein Richter selbst den
Typ, den er im Ring sehen will: die nicht standardgerecht behaarten Hunde!
Kaum ein Hund ist
vollkommen. Es mag sein, dass einige der kürzer behaarten Hunde
körperbauliche Fehler haben – aber Fehler haben die „Schönen“ unter ihrem
üppigen Plüsch versteckt auch, und zwar jede Menge: steile Schultern, einen
zu kurzen oder zu langen Rücken, der manchmal obendrein durchhängt oder
schräg abfällt wie beim überzüchteten Schäferhund, verkürzte Beinknochen,
durchgetretene Pfoten („Plattfüße“, schwache Muskeln, Sehnen, Bänder) usw. |
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Schwarz auf Weiß finden wir die
Vorliebe der Richter für möglichst lang und üppig behaarte Beardies im
Zuchtbuch:
„vorzügliche Gesamterscheinung, üppiges Haarkleid“ (Üppiges Haarkleid
ist nicht standardgerecht, schließt –
theoretisch – eine „Vorzüglich“-Bewertung aus.)
„Fell von guter Textur, aber noch nicht mit ganzer Fülle“ (Der Richter erwartet
üppigeres Fell.)
„benötigt mehr Felllänge in dieser Klasse“ (Es kann diesem
Richter offenbar nicht lang genug sein.)
„nicht in optimaler Fellkondition“ (eine Zucht mit
Hunden des alten Typs ...)
„etwas kurz behaart“
„das üppige Haarkleid rundet die vorzügliche
Gesamterscheinung ab“ (ein Widerspruch in
sich: üppig = nicht vorzüglich)
„Haarkleid von recht guter Struktur – es mangelt noch
etwas an Länge, so dass die Hündin im
Moment etwas hochbeinig wirkt“ (auf das Verhältnis
von 5:4 bei Länge und Höhe kommt es an, das kann man ohne
Wenn und Aber nachmessen; ein Beardie soll
nicht aussehen wie „tiefergelegt“)
„vorzügliche Gesamterscheinung, sehr üppiges Haarkleid“ (wieder der
Widerspruch „vorzüglich“ / „sehr üppig“)
„vorzüglicher Kopf, an dem leider geschnitten worden ist“ (vermutlich konnte
der Hund mit zu viel Haar vor den Augen zu wenig sehen, Kürzen der Haare ist
lt. Rassestandard unerwünscht)
„gepflegtes Haarkleid“ und „das Haarkleid könnte
etwas besser gepflegt sein“ (sagt nichts über die
Qualität des Fells aus)
„Haarkleid von korrekter Textur und Farbe“ – und
Ähnliches – kommt in den
Beurteilungen so oft vor, dass man sich fragt: Wo kommen dann all
die Hunde mit nicht korrekter Veranlagung her?
Und: Eine Hündin bekam mit einer Größe von nur 46 cm die
Zuchtempfehlung. Richter, die so etwas
schreiben, sollten ihre Zulassung zurückgeben! Sie missachten den Standard
und wissen um ihren Einfluss, mit solchen Beurteilungen die Rasse mutwillig
zu verderben. Verwendet ein Züchter
weniger Mühe auf das Zurechtmachen der Hunde für den Ausstellungsring, so
wird dem Hund auch das angekreidet. Manchmal ist „schlechter Pflegezustand“
eine Ausrede bei der Bewertung – die einzige Möglichkeit, Hunde vom alten Typ
auf einen der hinteren Plätze zu verweisen, wenn man ihm sonst nichts
ankreiden kann ... |
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Keinen Blumentopf gewinnen Darum sahen die
Züchter, die noch für längere Zeit ursprünglich gebliebene Beardies hatten,
mit der Zeit kaum noch einen Sinn darin, ihre Hunde bei Ausstellungen
vorzustellen. Wen wundert das! Außerdem tut es
verantwortungsbewussten Züchtern in der Seele weh, einen Hund, den sie
voranbringen wollen, so lange besonders zu schonen (das Fell, damit es
wenigstens eine gewisse Länge erreicht ...), bis er seinen Champion-Titel hat
bzw. seine Zuchttauglichkeit erreicht hat. Das war der Grund,
warum für die Ausstellungsbesucher schon um das Jahr 2000 der Eindruck
entstand, es gäbe keine Beardies vom alten Typ mehr. |
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Ein Bearded Collie
vom Typ „Davealex Royle Baron“, der in den 1970er Jahren hoch im Kurs stand
und das standardgerechte Idealbild verkörperte, würde heute keinen Blumentopf
mehr gewinnen. Felix Cosme, Beagold/England,
mit Davealex Royle Baron
(Jahrgang 1970) ein perfekter Beardie, auch
im Wesen
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Eine
Ausstellungsrichterin schrieb uns: „Die englischen Richter richten meist anders als bei sich
zu Hause. Vielleicht haben sie Angst, dass sie nicht mehr eingeladen werden,
wenn sie nicht nach der Mode des jeweiligen Gastlandes richten.“ Das dürfte nicht nur
die englischen Richter betreffen ... Auch die genannte
Richterin passte sich an, „um den Einfluss auf die Rasse nicht ganz zu
verlieren.“ Wo bleibt die
Objektivität? Wer nicht handelt, macht sich mitschuldig Die Züchter hängen
ihre Fahnen in den Wind, der gerade am wärmsten weht. Man will nicht
abseits stehen mit einer Meinung, die „den Großen“ nicht genehm ist. So manch ein Züchter
sagt sich wohl: „Die machen ja doch,
was sie wollen! Sollen sie sich doch
kaputt machen. Es ist mir so egal!“ Den Beardies ist es
nicht egal!!! Alle überzüchteten Beardie-Welpen, die wegen
solch einer Gleichgültigkeit weiterhin geboren werden und leiden müssen,
gehen auch auf das Konto – auf das Gewissen – derer, die sich nicht dafür
engagieren, dem angezüchteten Unsinn ein Ende zu machen und der Rasse wieder
auf die Beine zu helfen. |
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Die Züchter machen
nicht, was sie wollen – sie machen nur das,
was man zulässt. Und sie machen
normalerweise das, was Welpenkäufer wollen; denn wirtschaftliche Interessen
stehen immer wieder im Vordergrund. Käufer haben die größte Macht. Wenn sie keine
überzüchteten Beardies wollen, können die Züchter nichts mit ihren Hunden
verdienen. Das Dumme ist nur: Inzwischen wurde der „alte Typ“ so weit
unterdrückt, dass es kaum noch solche Hunde gibt – und was nicht da ist, kann
man nicht verkaufen. Solange die Züchter,
die den standardgerechten alten Beardie-Typ bevorzugen, gute Miene zum bösen
Spiel machen, solange sie keine Konfliktbereitschaft zeigen, werden sie sich
in ihrer Haut nicht wohl fühlen und wird sich für sie nichts zum Guten
wenden. Wer seine Meinung
nicht frei sagen will, der macht sich zum
Sklaven. Für wen? Wer etwas
erreichen will, braucht Mut zu einer eigenen
Meinung Mut zu eigenen Ideen Mut zu einer eigenen
Persönlichkeit, statt still vor sich hin zu leiden. Er sagt, was er
denkt, und tut, was er sagt. |
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Schon seit Jahren
fragen sich die Aufrechten unter den Züchtern: „Wo gibt es noch eine Hündin für meine
Zucht?“ „Wo bekomme ich noch einen guten Deckrüden
her?“ Einige
verantwortungsvolle Züchter haben die Beardie-Zucht längst aufgegeben. Andere, die nicht
mehr genug am Beardie verdienen, auch. Sie züchten heute andere Rassen.
Die Züchter, die früh die Schwächen der überzüchteten Beardies erkannten, hätten längst Flagge
zeigen müssen. Sie hätten nicht denen das Feld überlassen dürfen, die unsere schöne
Rasse immer mehr verdorben haben. |
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Wer als Züchter etwas verändern will, muss sich von der Masse unterscheiden. Umbruchstimmung Weil sich die
Züchter, die den alten Beardie-Typ so gut wie noch möglich erhalten wollen,
zu wenig von den Modezüchtern distanzieren, werfen die Welpenkäufer alle Züchter
in einen Topf. Viele Welpenkäufer wissen gar nicht, dass es zu Beginn des
neuen Jahrtausends noch einige echte, standardgemäße Beardie-Welpen vom alten
Typ gab.
Auch die nur
mittellang behaarten Beardies sind mit einem gewissen Pflegeaufwand
verbunden. Wer nimmt sich dafür heutzutage genügend Zeit? Mal ehrlich: Die
meisten Hundebesitzer können sich noch nicht einmal zu einem längeren
Spaziergang pro Tag aufraffen. Außerdem hat sich mittlerweile
herumgesprochen, dass viele Beardies nicht mehr wesensfest („zitternde
Wollhaufen“) oder gar krank sind. Man wandert zu Rassen ab, die weniger
Aufwand erfordern. Wird dieser Umbruch
nun endlich die uneinsichtigen Züchter zum Nachdenken bringen?
Es ist an der Zeit, dass sich Züchter und Richter einmal
zusammensetzen, um über das Wohl der Rasse zu beraten. Vor allem die Richter, die keine
Beardie-Züchter sind, sollten ihre Stimme erheben. Und natürlich auch der
VDH.
Es ist an der Zeit, dass man flexibler wird und nicht länger an
einem Hundetyp festhält, der nicht in das Leben der modernen Menschen passt
(zu großer Zeitaufwand für die Pflege, Notwendigkeit eines Verhaltenstherapeuten
wegen Ängstlichkeit, hohe Tierarztkosten usw.).
Es ist an der Zeit, dass sich alle Züchter und Richter an den
Standard halten – so, wie es im Aufruf des VDH „Wir tragen die Verantwortung“ in „Unser Rassehund“ 11/01 gefordert wurde. (den Artikel bitte direkt beim VDH anfordern – Zitate hier.) Wenn solch ein Aufruf nichts bewirkt (weil
man den Bock zum Gärtner machte und kein Richter/Züchter seine Kollegen zur
Ordnung ruft), dann muss eine Oberaufsicht eingesetzt werden – als Hüter des Rassestandards, der Einfluss auf die Zucht
hat.
Und es ist an der
Zeit, dass endlich einmal jemand den Mund auf
macht, wenn bei Ausstellungen immer noch gepudert und gesprayt wird (man sah
auch schon Beardies mit gewickelten Haaren an Bart und Körper!) und wenn
Pigmentfehler übermalt werden, obwohl das alles lt. VDH geahndet werden soll:
„Vortäuschung falscher Tatsachen“ heißt es in dem oben genannten Aufruf ganz
richtig und sehr deutlich. Spricht man solche Züchter an oder meldet man
solch einen Vorfall dem Ringpersonal, dann hat das bisher keinerlei
Konsequenzen gehabt – so wird uns berichtet. „Außer: Man hat ein paar Feinde
mehr“, schrieb uns eine Frau, die solch eine Meldung machte. |
Spaltung
der Rasse |