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Hoffnungsschimmer Es gab ein paar Lichtblicke |
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Allgemeine Infos zum Bearded Collie: Auf der Seite der Bearded Collies |
Auf den wenigen
Junghunden, die dem alten
Beardie-Typ heute noch relativ nahe kommen und die bereits in der
Zucht sind oder in die Zucht gehen sollen (im In- und Ausland), ruhen all unsere
Hoffnungen. Sie werden zwar die
Rasse in ihrer Gesamtheit nicht mehr retten können, aber sie werden „die
Fahne hoch halten“, und sie werden es
einigen wahren Liebhabern der Rasse ermöglichen, doch noch ungefähr so
einen Hund zu bekommen, wie sie ihn sich wünschen. Im Laufe der Jahre
gab es ein paar Lichtblicke, die wir hier
aufzeigen möchten. Für ein Umdenken in
der Zucht haben sie nicht ausgereicht. Nr. 1 Auf der Crufts 2003
erklärten die englischen Züchter freimütig, dass sie das immer länger bzw.
üppiger werdende Fell längst leid seien. Die Umorientierung begann. Fast
bodenlanges Fell sieht man heute kaum noch (manchmal ist es allerdings
deutlich sichtbar mit der Schere gekürzt). Nr. 2 Die Züchter
behaupteten lange Zeit, gar nicht so viele Würfe im Jahr haben zu können, wie
Anfragen da seien. Angeblich waren die Auftragsbücher voll. Mit solchen
Aussagen drängten sie die Welpeninteressenten zu einer schnellen
Kaufentscheidung. Wir erfuhren aus
Züchterkreisen, dass die Züchter ihre Welpen nicht so leicht verkaufen
konnten. Immer wieder hörten wir, dass sie „keinen Interessenten mehr von der
Angel lassen“. Züchter „parken“ ihre Übrigbleiber bei Freunden, damit es
nicht so auffällt, dass sie Absatzschwierigkeiten haben. Auch die
Welpenstatistik des VDH spricht eine andere Sprache: Die Zahlen sind
rückläufig. Wir freuen uns, dass
unsere Aufklärung an dieser Entwicklung Anteil hat. Der gesunde
Menschenverstand setzt sich durch – zumindest bei den Welpenkäufern. Nr. 3 Wirklich gute
Ausstellungsrichter blieben uns auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung lange
erhalten, z. B. Felix und Joyce Cosme/„Beagold“ (vgl. Beardie Revue vom März
2002), Dr. Lynne Sharpe/„Brambledale“ (vgl. „Kampagne für den
echten Bearded Collie“),
Gill Shrimpton/„Robita“. – Die Aufzählung
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. – Züchtern empfehlen
wir, sich solchen Richtern anzuvertrauen, wenn sie ein einigermaßen
objektives Urteil über die Qualität ihrer Zuchthunde haben möchten. Leider
hört man jedoch aus Richterkreisen auch: „Wenn man den Modezüchtern keine
Zugeständnisse macht, wird man nicht wieder eingeladen.“ Manche Züchter fahren
lieber zu Ausstellungen, bei denen kein Beardie-Züchter der Richter ist. Der
VDH denkt wie wir – jedenfalls
schrieb er das in „Unser Rassehund“ Nr. 11/2001 in dem Artikel „Wir
tragen die Verantwortung“ – ein Aufruf an die Richter und Richterinnen, dass
sie sehr leicht dazu beitragen könnten,
dass ein Hund zur Plage wird, indem die sie Merkmale einer Übertypisierung
dulden oder gar fördern.
bei einer Reihe von Rassen eine deutlich
erkennbare Entwicklung dahingehend feststellbar sei, dass einige Richter
offenbar Merkmale dulden, die immer extremer werden, dies ohne jeglichen
vernünftigen Grund.
daher alle Zucht-/Ausstellungsrichterinnen
und -richter ersucht werden, den Standard in der Weise zu interpretieren,
dass der begutachtete Hund auch als „funktional gesund“ eingestuft werden
kann. Jegliche Abweichung in einem der vorhergehenden genannten Punkte müsse
als schwerer Fehler angesehen werden. Unter
„kritische Merkmale“ heißt es, das Haarkleid solle sauber und gepflegt sein und nicht künstlich
verändert werden, um sicherzustellen, dass ein normaler Schutz des Hundes
ohne ein zu üppiges bzw. exzessives Haarkleid gewährleistet ist. Sprayen, Pudern, Färben seien nicht zulässige Manipulationen und dienten
der Vortäuschung falscher Tatsachen. Die Richter seien gehalten, ihr
Ringpersonal anzuweisen, dafür Sorge zu tragen, solche Tätigkeiten – auch
außerhalb des Bewertungsringes – zu unterbinden. Festgestellte Verstöße seien
sofort zu ahnden. Leider hat sich das
in Richterkreisen immer noch nicht „herumgesprochen“ – und der VDH hat
jahrelang niemanden eingesetzt, der den Richtern auf die Finger schaut. Der VDH trägt die
Verantwortung, wie er ganz richtig in der Überschrift seines Artikels schreibt.
Warum nimmt ihn niemand beim Wort?! |
Mit jeder hohen Forderung, die wir aufgeben, verlässt uns ein Engel. Waldemar Bonsels ___________________________________ |
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Nr. 5 „Wie kann Hundezucht
zur Qualzucht werden?“, fragte Dr. Helga
Eichelberg bei der Fortbildung für Tierschutzbeauftragte am 21.9.2003. In „Unser Rassehund“
11/2003 war zu lesen: Kein Zuchtverein werde von sich behaupten können,
dass sein Wirkungsbereich frei von tierschutzrelevanten Handlungen oder
Zuständen sei. Das gäbe es nicht, es sei denn, man verschließe Augen und
Ohren. ... ... Qual könne bereits da beginnen, wo Handicaps,
welcher Art auch immer, das Leben des Tieres beeinträchtigen. ... ... Wenn der Ehrgeiz des Züchters nun aber so weit
gehe, dass er auftretende Erkrankungen in Kauf nimmt oder gar verschweigt,
träfe ihn Schuld, dann mache er sich auf vielen Ebenen unentschuldbar
schuldig ... denn es gehe hier nicht um eine kleine Mogelei, sondern um ein
Verweigern der Verantwortung, die der Mensch dem Tier schuldig sei, das sich
in seiner Obhut befindet. Wenn auftretende Defekte nicht konsequent und mit
Nachdruck züchterisch bekämpft würden, so entspräche dies zweifellos
tierschutzrelevantem Verhalten. ... ... Soviel die Autorin wisse, schreibt kein
Standard den stark beeinträchtigten Hund vor und dennoch liefen Hunde mit zu
vielen Haaren herum. ... ... Naturgemäß sei nun aber nach einigen
Generationen das angestrebte Zuchtziel erreicht gewesen. Wie es nun
weitergehen sollte, fragt die Autorin. Es sei nicht zu erwarten gewesen, dass
plötzlich züchterischer Stillstand eintrat. Also habe es nur einen Weg geben
können, um die Zucht weiter voranzutreiben, nämlich über die Standards
hinaus zu züchten. Dies habe zur Folge haben müssen, dass die an sich
völlig gemäßigten Zuchtziele übertrieben wurden. Nach dem Motto „wenn groß
schön ist, ist riesig schöner“ seien Riesen gezüchtet worden, klein sei zu
winzig geworden, kurznasig zu nasenlos und die Chondrodystrophen hätten
weniger Bein, dafür mehr Stumpf ... Anmerkung:
... und die Langhaarigen bekamen einen bodenlangen Mantel. ... Zwangsläufig hätten derartige Übertreibungen
der Rassemerkmale häufig zur Qual der „Zuchtprodukte“ geführt. ... ... Es mache aber berechtigte Hoffnung, wenn man
immer wieder feststellen könne, dass bei einigen Rassen zielstrebig daran
gearbeitet würde, die Gesundheit der Hunde höher zu bewerten als ihr
Erscheinungsbild. ... ... Unser Partner Hund solle kein Spielball
züchterischer Kreativität sein. ... ... Die Autorin wäre froh, wenn sie ihren Lesern
ein wenig Mut für ihre zukünftige Arbeit machen konnte und wenn sie aus der
Enge heraus kämen, in die sie sich aus Tradition und Nichtwissen hätten
drängen lassen. Deutliche Worte.
Danke, Frau Dr. Eichelberg! Nr. 6 Auf der Website des Österreichischen Clubs für
Britische Hütehunde fanden wir eine Warnung vor
der aufwendigen Fellpflege: Ein Hund, der sich nur
ungern oder unter Protest bürsten lässt, wird zum echten Problem. Der
Besitzer wird sich immer weniger zum „Kampf“ mit seinem Hund aufraffen und
das Ergebnis ist ein verfilzter, schlecht riechender, schmutziger Hund, der
kaum der ideale Hausgenosse sein kann. Nr. 7 Der Schweizerische Bearded Collie Club
bezeichnete auf seiner Website überlanges, bis
auf den Boden reichendes Haar als „ausgesprochen unerwünscht.“ Nr. 8 Die Hundezeitschriften nehmen langsam Notiz von den Problemen der Beardies. Auch in der „Beardie
Revue“ wurden immer wieder Stimmen laut. |
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Nr. 9 Ganz wesentlich zum
Umdenken in der Bevölkerung trug der Film „Pedigree Dogs Exposed“ bei, in dem
es um Überzüchtungen und Qualzüchtungen geht – schockierende Bilder und
Fakten über Erbkrankheiten bei zahlreichen Hunderassen. Der Film rüttelte die
Hundewelt so sehr auf, dass das britische Fernsehen BBC die Übertragung der
Crufts boykottierte. Der Kennel Club änderte daraufhin blitzartig über 200
Rassestandards. Beteiligt an dem Film ist übrigens der Genetiker Dr. Hellmuth
Wachtel, dessen Bücher von Züchtern so lange ignoriert wurden ... Der Bearded-Collie-Standard
brauchte nicht geändert zu werden, er ist okay.
Wichtig wäre nur, dass er auch umgesetzt und eingehalten wird. Im Dezember 2010
strahlte das niederländische Fernsehen eine ähnliche Dokumentation aus, die
Verantwortlichen versprachen eine Änderung in der Hundezucht. Nr. 10 Der „Dortmunder
Appell“ greift die Qualzucht-Problematik auf und fordert eine Wende in der
Hundezucht. Auf seiner
Website
(unter „Stimmen“) sowie in seinem Buch durften
wir schon bald über die Beardie-Zucht berichten. Schnell haben sich Tausende
von Befürwortern in eine Unterstützerliste eingetragen, darunter viele
Züchter. Der „Dortmunder
Appell“ stützt sich auf das Konzept „Biohund“ – auch hier erscheint Dr.
Hellmuth Wachtel als Initiator. Nr. 11 In Wales werden bei
„Brambledale“ mit Vernunft gezüchtete Beardies mit Arbeitshunden verpaart.
Die Nachzucht ist in Videos zu
sehen. Einige dieser Hunde sind auf dem Kontinent angekommen, teilweise sind
sie und ihre Nachkommen in der Zucht. Die Gründung eines zweiten
Beardie-Clubs (BCCD), der ein offenes Zuchtbuch führt, machte das Züchten
ohne Papiere des Kennel Clubs in Deutschland möglich (die
Brambledale-Beardies haben natürlich trotzdem Ahnentafeln). Problematisch dabei
ist, dass bei Brambledale das Merle-Gen toleriert wird, das nicht in die
Beardie-Zucht gehört (der Club für Brit. Hütehunde schließt es aus). Meist
sind solche Hunde äußerlich zu erkennen, doch auch wenn dieses Gen nicht
offen zutage tritt oder wenn nur ein Zuchtpartner es trägt, kann es zu
gesundheitlichen Problemen kommen (und nicht nur zu „etwas mehr Weiß“) – ein
vermeidbares Risiko. Die Ausgangstiere in Wales werden zwar auf allerlei
Krankheiten untersucht und sind sicher überdurchschnittlich gesund, doch das
Merle-Gen findet nicht unsere Zustimmung. Nr. 12 Der eine oder andere
Züchter besinnt sich auf die Arbeitstauglichkeit der Rasse. Ein paar Züchter
versuchen, von den „alten Genen“ zu retten, was noch zu retten ist. Nr. 13 Eine aktualisierte
Fassung der Beardie-Bücher von Liesel Baumgart steht als erweitertes
Einsteigerbuch seit Frühjahr 2010 kostenlos als PDF-Datei zur
Verfügung (Umfang: 100 Seiten). Nr. 14 Im Jahr 2010 wurden
die Züchter darauf aufmerksam, wie wichtig genetische Vorsorge bezüglich der MHC-Haplotypen ihrer Hunde ist, die
für die Effektivität des Immunsystems zuständig sind. Obwohl der Gentest bei
einem finnischen Labor gemacht werden musste und nicht billig war, fand er
sofort Anklang. Nr. 15 Von
den Personen, die den Qualzucht-Film „Pedigree Dogs Exposed“ machten, gibt es
einen Blog in englischer Sprache über die Beardies.
Das Fell wird ebenso angeprangert wie „innere Probleme“. Unsere
Einschätzung auf Deutsch hier. Nr. 16 Der Kennel
Club stufte überlanges Fell als bedenklich ein und bat die
Richter, darauf zu achten: Breed Watch Information for Bearded Collie Points of concern for special attention by judges · Excessively
long coats Aus dem aktuellen „breed watch“ (Stand: August 2018) ist dieser
Passus allerdings wieder verschwunden. Nr. 17 Die Crufts 2013
brachte einen Sieger mit deutlich gemäßigtem
Haarkleid hervor, „Braddabrook Voyager at Kitesover“. Der Durchbruch wird aber nun nicht mehr zu schaffen
sein. Es stecken bereits zu viel Gene von überzüchteten
Hunden in den Zuchttieren. |
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